Pilze können krank machen, ebenso wie Bakterien und Viren. Mykose ist der Fachausdruck für eine Erkrankung, die durch Pilze ausgelöst wird. Pilze sind überall vorhanden, lieben insbesondere feuchte und warme Bereiche, auch solche in oder auf unserem Körper. So zahlreich wie ihre Vorkommen, sind auch ihre Tricks und Mechanismen, um in unseren Körper eindringen zu können.

Befallen werden können Schleimhäute im Mund (nennt sich dann Mundsoor) und im Genitalbereich (nennt sich dann Vaginalmykose). Ausgelöst wird das oft durch den Hefepilz Candida albicans.

Auch oft betroffen sind Kopfhaut (nennt sich dann Tinea capitis), Zehenzwischenräume (nennt sich dann Tinea pedis) und Fussnägel (nennt sich dann Onchomykose). Verursacher sind hier meistens Fadenpilze, sogenannte Dermatophyten, die auf der Körperoberfläche ideale Lebensbedingungen finden: Feuchtigkeit, Wärme und das Keratin aus der Hornsubstanz in Haut, Haaren und Nägeln. Bei der Behandlung mit Nagellack, Cremes, Lotionen, Shampoos für die lokale Behandlung braucht es Ausdauer und Geduld.

Pilze können auch in den Blutkreislauf gelangen und innere Organe befallen. Die Behandlung gehört dann in die Hände von Ärzt:Innen. Auf jeden Fall sollte das Immunsystem von innen heraus gestärkt werden, damit es erst gar nicht zu (schweren) Erkrankungen kommt.

2012 : Ein im Labor gezüchteter Pilz verteidigt sich gegen einen Pilzeindringling aus der Luft. Um sich und seine Nahrungsquelle (AgarAgar in der Petrischale) zu schützen, produziert er chemische Abwehrstoffe, die sogenannten Sekundärmetaboliten.

1928: Am Rand einer Petrischale mit gezüchteten Staphylokokken (Bakterien) entwickelt sich um eine zufällig entstandene Pilzkolonie ein sichtbarer Rand, frei von den Krankheitserregern.

Zwei fast gleiche Szenarien zwischen denen 84 Jahre liegen und die zeigen, dass sich Pilze und Bakterien mit chemischen Abwehrstoffen gegen Mikroorganismen wehren, und dass noch immer Zufall und die genaue Beobachtung zum richtigen Zeitpunkt zu neuen und notwendigen Medikamenten führen können – wie hier zu Antibiotika.

Alexander Fleming identifizierte 1928 den Pilz als eine Penicillium-Art und taufte den geheimnisvollen Hemmstoff Penicillin. Wie viele andere Pilze ist Penicillinum ein Saprobiont, der in toter, organischer Substanz lebt und diese zersetzt – er kommt also fast überall vor.

Bakterien und Pilze sind Antibiotikabildner, die „schädliche“ Bakterien bekämpfen. Stellen sich diese Bakterien schnell auf neue Umweltbedingungen ein, wie z.B. die sogenannten Superbags, haben die „Kampfstoffe“ der Pilze und Bakterien keine Wirkung mehr, d.h. die „schädlichen“ Bakterien werden gegen sie resistent und überleben.

Um diese mutierten, neuen Bakterien bekämpfen zu können, ist es entscheidend, dass neue Antibiotikabildner – und damit auch neue Antibiotika – aus dem Reich der Pilze und Bakterien gefunden werden.

Schon der Name Amanita muscaria lässt erahnen, dass es sich um einen spannenden Pilz handelt. Er gilt allgemein als Glückspilz und hat eine starke Symbolkraft in Märchen und Sagen. Um den Fliegenpilz gibt es eine sehr lange Tradition an Kult und Riten, v.a. in Sibirien nutze man ihn als Mittel, um zu den Ahnen zu reisen oder zur Vorsehung von Krankheiten. Sogar heute wird er noch zur Bewusstseinserweiterung in schamanischen Zermonien genutzt.

Warum wir ihn heute noch als künstlichen Schmuck in unsere Weihnachtsbäume hängen, liegt daran, dass er früher zum Trocken in Nadelbäume gehängt wurde.

Im Wald findet man ihn unter Fichten und Birken. Und obwohl er als Giftpilz bekannt ist, wird er gerne von Rentieren, Füchsen, Bären und Eichhörnchen gefressen. Seine Giftwirkung für den Menschen, u.a. durch Muscarin, ist vor allem roh sehr stark und zeigt sich u.a. mit Schwindel, Erbrechen, Krämpfe im Magen-Darm-Trakt und Angstzuständen. Trotzdem kann der Fliegenpilz nicht mit der Giftigkeit vom grünen Knollenblätterpilz verglichen werden. Auch seine Schwester, der Pantherpilz mit braunen Hut und weißen Punkten, ist weitaus giftiger.

Paradoxer Weise steckt im Amanita muscaria wie schon im Mutterkornpilz Tod und Heilung zugleich. Aber wie sagte einmal Paracelsus so schön: „Allein die Dosis macht das Gift“. In extremer Verdünnung und Homöopathie zeichnen sich positive Wirkungen ab. Diese können bei neurologischen Erkrankungen mit Muskelzuckungen und Krämpfen sowie Ruhelosigkeit, Schlafstörungen und Verminderung der Sehkraft durch Blutdruckschwankungen genutzt werden.

Willkommen in der Welt des Rausches

Es gibt über 100 Pilzarten mit Wirkstoffen, die Halluzinationen auslösen können. In den meisten von ihnen sind Psilocybin und Psilocin enthalten. Und es gibt viele verschieden Bezeichnungen dafür: Zauberpilze, magic mushrooms, Fleisch der Götter, Närrische Schwammerl, Psilos, Shroom, Paddo etc.

Der bei uns in Europa am häufigsten vertretene Zauberpilz ist übrigens der Spitzkegelige Kahlkopf aus der Gattung der Kahlköpfe.

Schon seit Tausenden von Jahren wurden halluzinogene Pilze für den einen oder anderen Kult genutzt. So haben z.B. die Azteken die Pilze Nanacatl oder Teonancatl für rituelle Zwecke und zum Gebrauch als Rauschmittel genutzt.

1957 hat der LSD-Entdecker, der Schweizer Chemiker Albert Hofmann, die wirksamen Inhaltsstoffe des mexikanischen Pilzes Psilocybe mexicana isolieren können. Unser Körper wandelt das Psilocybin in Psilocin um, das dem Serotonin, unserem „Glückshormon“ ähnelt. Die Wirkung gleicht dem von LSD, hängt aber sehr stark vom jeweiligen Konsumenten und seiner jeweiligen Situation ab. Psilocybin ist in Deutschland als Betäubungsmittel geführt, die Abgabe und der Konsum sind verboten. Es gibt aber immer mehr handfeste Studien zur Beurteilung der therapeutischen Wirkungen von halluzinogenen Pilzen.

Die Verbindung der Menschen zu den Pilzen reicht weit zurück. Bereits der Urmensch ging auf die Suche nach Pilzen, um sein Überleben zu sichern. Als man den 3340 v. Chr. gestorbenen Ötzi im Eis fand, trug er die Pilze Zunderschwamm und Birkenporling in seinem Beutel.

Der Name Pilz geht auf das altdeutsche Bolitz – Boletus zurück. In Griechenland nannte man ihn Mykes und im alten Rom Fungus. Während in Osteuropa und Russland Pilzwissen erhalten und über Generationen weitergegeben wurde, wurde im westeuropäischen Raum das Wissen über die Pilze im Mittelalter eher zurückgedrängt. Dennoch existieren einige Aufzeichnungen, z.B. von Paracelsus und Hildegard von Bingen, in denen Pilze als Genuss und Medizin beschrieben werden.

Aufgrund eines Pilzes starben im Mittelalter Tausende von Menschen am sogenannten Ergotismus. Eine mit Krämpfen und Wahnvorstellungen einhergehende Krankheit, die zu massiven Durchblutungsstörungen führte und Gliedmaßen zum Absterben brachte. Die schwarzen Finger und Zehen wurden aber nicht mit dem Mutterkornpilz, der vor allem Roggen, das Getreide der Armen befiehl, in Verbindung gebracht, sondern den Hexen zugeschrieben. Dabei wussten schon damals die Hebammen, dass sich damit Wehen und Geburt erleichtern lassen. In homöopathischen Verdünnungen wird er noch heute in der Medizin gegen Migräne, Durchblutungsstörungen und gynäkologisch genutzt.

Wir reiben weißen oder schwarzen Trüffel in die Pasta, verfeinern Soßen und Fleischgerichte mit Morcheln, variieren mit Pfifferlingen nahezu jedes Sommer-Gericht und schließlich braten wir sie mit einem Hauch von Salbei an, etwa den Steinpilz. Trüffel, wächst nahezu unscheinbar unter der Erde, doch ist er erst mal ausgegraben entfaltet er sein unverwechselbares Aroma. Lange galt er als Aphrodisiakum, was jedoch nicht zutrifft. Aber eine antimikrobielle Wirkung zur Behandlung von Infektionen wurde mittlerweile nachgewiesen.

Auch Morcheln sind in der Küche sehr begehrt und enthalten, wie auch viele andere Pilzarten höhere Mengen an Vitamin D, aber auch einige B-Vitamine.

Als Edelpilze werden einzelne Schimmelpilz-Arten bezeichnet, die ein Nahrungsmittel nicht ungenießbar machen, sondern aufwerten. Sie werden zur Herstellung von besonderen Käse-, Salami- und Schinken-Spezialitäten genutzt und geben ihnen ein unverwechselbares Aroma. Denken wir nur an Camembert, Brie, Roquefort oder Gorgonzola. Oder Südtiroler Bauernspeck und ungarische Salami. Dann fehlt nur noch ein leckeres Brot dazu und der Genuss ist perfekt. Zum Backen von gewöhnlichen Brot braucht es auch einen Pilz, nämlich die Hefe.

Edel- oder Esspilzen gehören in die fantastische Welt der Pilze.
Sie wecken in uns große Gaumenfreuden.