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Willkommen in der Welt des Rausches

Es gibt über 100 Pilzarten mit Wirkstoffen, die Halluzinationen auslösen können. In den meisten von ihnen sind Psilocybin und Psilocin enthalten. Und es gibt viele verschieden Bezeichnungen dafür: Zauberpilze, magic mushrooms, Fleisch der Götter, Närrische Schwammerl, Psilos, Shroom, Paddo etc.

Der bei uns in Europa am häufigsten vertretene Zauberpilz ist übrigens der Spitzkegelige Kahlkopf aus der Gattung der Kahlköpfe.

Schon seit Tausenden von Jahren wurden halluzinogene Pilze für den einen oder anderen Kult genutzt. So haben z.B. die Azteken die Pilze Nanacatl oder Teonancatl für rituelle Zwecke und zum Gebrauch als Rauschmittel genutzt.

1957 hat der LSD-Entdecker, der Schweizer Chemiker Albert Hofmann, die wirksamen Inhaltsstoffe des mexikanischen Pilzes Psilocybe mexicana isolieren können. Unser Körper wandelt das Psilocybin in Psilocin um, das dem Serotonin, unserem „Glückshormon“ ähnelt. Die Wirkung gleicht dem von LSD, hängt aber sehr stark vom jeweiligen Konsumenten und seiner jeweiligen Situation ab. Psilocybin ist in Deutschland als Betäubungsmittel geführt, die Abgabe und der Konsum sind verboten. Es gibt aber immer mehr handfeste Studien zur Beurteilung der therapeutischen Wirkungen von halluzinogenen Pilzen.

Schon der Name Amanita muscaria lässt erahnen, dass es sich um einen spannenden Pilz handelt. Er gilt allgemein als Glückspilz und hat eine starke Symbolkraft in Märchen und Sagen. Um den Fliegenpilz gibt es eine sehr lange Tradition an Kult und Riten, v.a. in Sibirien nutze man ihn als Mittel, um zu den Ahnen zu reisen oder zur Vorsehung von Krankheiten. Sogar heute wird er noch zur Bewusstseinserweiterung in schamanischen Zermonien genutzt.

Warum wir ihn heute noch als künstlichen Schmuck in unsere Weihnachtsbäume hängen, liegt daran, dass er früher zum Trocken in Nadelbäume gehängt wurde.

Im Wald findet man ihn unter Fichten und Birken. Und obwohl er als Giftpilz bekannt ist, wird er gerne von Rentieren, Füchsen, Bären und Eichhörnchen gefressen. Seine Giftwirkung für den Menschen, u.a. durch Muscarin, ist vor allem roh sehr stark und zeigt sich u.a. mit Schwindel, Erbrechen, Krämpfe im Magen-Darm-Trakt und Angstzuständen. Trotzdem kann der Fliegenpilz nicht mit der Giftigkeit vom grünen Knollenblätterpilz verglichen werden. Auch seine Schwester, der Pantherpilz mit braunen Hut und weißen Punkten, ist weitaus giftiger.

Paradoxer Weise steckt im Amanita muscaria wie schon im Mutterkornpilz Tod und Heilung zugleich. Aber wie sagte einmal Paracelsus so schön: „Allein die Dosis macht das Gift“. In extremer Verdünnung und Homöopathie zeichnen sich positive Wirkungen ab. Diese können bei neurologischen Erkrankungen mit Muskelzuckungen und Krämpfen sowie Ruhelosigkeit, Schlafstörungen und Verminderung der Sehkraft durch Blutdruckschwankungen genutzt werden.

Pilze sind eine Klasse für sich: Sie sind weder Tier noch Pflanze. Wahrscheinlich existieren um die 4 Millionen Arten auf unserer Welt, von denen ca. 150000 beschrieben sind. Sie treten in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen auf und werden eingeteilt in Schlauchpilze, wie etwa Trüffel und Penicillin, in Schimmelpilze, Tröpfchenpilze, Hefen und Ständerpilze, wie Champignon und Fliegenpilz.

Bei passenden äußeren Bedingungen, wie Temperatur, Licht und Feuchtigkeit, treten sie plötzlich in Erscheinung. Doch eigentlich ist das, was wir von ihnen sehen nur der Fruchtkörper, der zur Vermehrung der Sporen dient. Der größere Teil befindet sich im Falle der Ständerpilze unter der Erde, wo sie in einem Geflecht aus Pilzfäden riesige Flächen besiedeln können.

Der größte Pilz der Welt, ein dunkler Hallimasch in den USA, nimmt eine unterirdische Fläche von 9ha ein, ist um die 2500 Jahre alt und etwa 600 Tonnen schwer. Das Geflecht (Myzel) der Ständerpilze ist einzigartig, denn die unzähligen Pilzfäden (Hyphen) gehen eine Partnerschaft (Symbiose) mit Pflanzen ein. Sie versorgen ihre Partner mit zusätzlichen Wasser sowie Mineral- und organischen Stoffen, die sie selbst aus dem Abbauprozess von organischem Material gewonnen haben. Dafür erhalten die Pilze von den Pflanzen Zucker und Kohlenhydrate, die Pflanzen aus der Photosynthese herstellen. Die faszinierende Kommunikation zwischen Pilzen und Pflanzen wird auch wood wide web genannt.

Die Biologie der Pilze ist vielseitig. Ständerpilze haben den Drang zum Licht zu streben und einen Schirm zu bilden, der ihre mit Sporen gefüllten Lamellen, Röhren und Stacheln schützt. Ist die Zeit reif, kann das Gewicht eines Wassertropfens den Schirm zum Platzen bringen und eine Fülle von Sporen verlässt den Pilz und geht mit dem Wind auf die Reise. Aber auch Tiere dienen als „Taxi“, um das Erbgut zu verteilen.

Pilze haben für Mensch und Natur einen großen Nutzen und sind unabdingbar mit dem Leben auf der Erde verbunden. Sie übernehmen im Stoffkreislauf der Natur die unverzichtbare Aufgabe des Recyclings von organischem Material zu Humus. Ohne sie könnten tote Bäume nicht zerfallen und würden sich unendlich anreichern, denn nur Pilze können den Stoff Lignin zersetzen, der im Holz vorkommt. Dabei produzieren sie selbst Enzyme, die aktiv werden und ihnen ihre eigene Nahrung zur Verfügung stellen. Die Fähigkeit der Pilze zur Transformation, verleiht ihnen auch die Eigenschaft als „Entgifter“ von kontaminierten Böden.

Pilze können in Symbiose mit Pflanzen gehen, sich von toten organischen Material ernähren oder parasitäre Lebensformen zeigen und Mensch, Tier und Pflanzen schädigen. Als Nahrungsquelle für Mensch und Tier können sie tödlich sei, aber auch sehr nährstoffreich und Fleisch durch ihren hohen Proteingehalt ersetzen.

Die Verbindung der Menschen zu den Pilzen reicht weit zurück. Bereits der Urmensch ging auf die Suche nach Pilzen, um sein Überleben zu sichern. Als man den 3340 v. Chr. gestorbenen Ötzi im Eis fand, trug er die Pilze Zunderschwamm und Birkenporling in seinem Beutel.

Der Name Pilz geht auf das altdeutsche Bolitz – Boletus zurück. In Griechenland nannte man ihn Mykes und im alten Rom Fungus. Während in Osteuropa und Russland Pilzwissen erhalten und über Generationen weitergegeben wurde, wurde im westeuropäischen Raum das Wissen über die Pilze im Mittelalter eher zurückgedrängt. Dennoch existieren einige Aufzeichnungen, z.B. von Paracelsus und Hildegard von Bingen, in denen Pilze als Genuss und Medizin beschrieben werden.

Aufgrund eines Pilzes starben im Mittelalter Tausende von Menschen am sogenannten Ergotismus. Eine mit Krämpfen und Wahnvorstellungen einhergehende Krankheit, die zu massiven Durchblutungsstörungen führte und Gliedmaßen zum Absterben brachte. Die schwarzen Finger und Zehen wurden aber nicht mit dem Mutterkornpilz, der vor allem Roggen, das Getreide der Armen befiehl, in Verbindung gebracht, sondern den Hexen zugeschrieben. Dabei wussten schon damals die Hebammen, dass sich damit Wehen und Geburt erleichtern lassen. In homöopathischen Verdünnungen wird er noch heute in der Medizin gegen Migräne, Durchblutungsstörungen und gynäkologisch genutzt.